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Licht und Himmel in der Masseria Moroseta

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Interview by Rosa Bertoli

Photography by Iris Humm and Anastasia Pavlova 

Masseria Moroseta ist ein Paradebeispiel des kreativen Gastgewerbes. Inmitten von Olivenhainen vor Ostuni, Apulien, wurde das zeitgenössische Bauwerk von dem Architekten Andrew Trotter konzipiert. Die Masseria wird von dem Unternehmer Carlo Lanzini geleitet. Mit seinem weißen Farbton, der mit der Natur und dem Himmel kontrastiert, ist das Gebäude eine moderne Interpretation der traditionellen lokalen Architekturmerkmale. Jeder Bereich wird von dem Zusammenspiel mit seiner Umgebung charakterisiert, von dem harmonischen Innenhof am Eingang bis zu den Räumen für die Gäste, die einen Blick auf die Olivenhaine und das Meer in der Ferne bieten. Das Gebäude, gekennzeichnet durch eine wesentliche Geometrie, weist eine schlichte ästhetische Sprache auf, die sich mühelos in einen zwischen Raum und Zeit schwebenden Ort überträgt. Die Masseria hat sich zu einem Kultort entwickelt – zum Teil dank eines einzigartigen kulinarischen Angebots, das über Jahre hinweg von der mailändischen Chefköchin Giorgia Eugenia Goggi entwickelt wurde, die Apulien zu ihrer Wahlheimat ernannte, und sich dessen lokale Besonderheiten zu eigen machte. Goggi begann das Frühstück der Gäste zuzubereiten, doch sie verwandelte die Masseria schnell in ein kulinarisches Ziel unbändiger Kreativität, während sie an ihrer Mission arbeitete, mit einer Reihe an gepflegten Gemüsegärten und Konservierungsinitiativen ursprüngliche Arten wieder einzuführen.

Wie hat die Masseria Moroseta ausgesehen, als Sie hier ankamen?

„Es war praktisch nichts hier, doch ich war fasziniert von der Möglichkeit, etwas Modernes zu schaffen. Wir haben mit Andrew [Trotter] daran gearbeitet, den Modernismus des apulischen Baustils wiederherzustellen, der langsam aus dem Gebiet verschwindet. Wir waren noch nie in Apulien gewesen und hatten daher eine leere Leinwand vor uns. Wir hatten eine Vorstellung von der Masseria der Vergangenheit und wie sie genutzt wurde, und es waren völlig leere Räume. Es gab keine Inneneinrichtung, außer sehr einfache Bänke und einem Kamin. Doch dieser Minimalismus, diese Wesentlichkeit, die in unserem Bauernhaus zu finden ist, verschwindet, weil neue Generationen dazu neigen, den Stil der Vergangenheit zu kontrastieren und die Räume zu füllen, bis sie barock werden. Wir kannten die architektonische Geschichte der Region nicht und das Schönste der Masseria war für uns ihre Wesentlichkeit, die wir auf unsere eigene Art versuchten, nachzubilden.“ – Carlo Lanzini

„Es ist eine zugrunde liegende Authentizität zu spüren und unsere Gäste verstehen und genießen das, so finden sie etwa die Idee eines gemeinsam genutzten Esstisches toll. Ich stieß dazu, als die Masseria noch in ihren Anfängen stand und bemerkte sofort eine natürliche Anziehungskraft zu den Orten, den Zutaten, der Atmosphäre und den Menschen, die uns umgaben. Und dann musste ich herausfinden, wie ich meine spontane und experimentelle kreative Sprache einbringen konnte.“ – Giorgia Eugenia Goggi

Sprechen wir über das Licht. Aufgrund ihrer Lage wird die Masseria von dem Himmel und der sie umgebenden Atmosphäre geprägt. Wie reagieren Ihre Räume auf den Verlauf des natürlichen Lichts und wann kommt es am besten zur Geltung?

„Die Masseria ist für uns ein von Weiß dominierter Ort. Tatsächlich wird Weiß zu einem Co-Protagonisten neben dem Himmel, dem Meer am Horizont sowie der farblichen Schichtung von Olivenbäumen, blauem Meer und blauem Himmel. Wir haben die Entscheidung getroffen, schlicht in der Ästhetik zu bleiben und die Räume ungeschmückt zu belassen, um unsere Umgebung in den wahren Protagonisten dieses Ortes zu verwandeln.“ – Giorgia Eugenia Goggi

Wie beleuchten Sie die Masseria und welche Rolle spielt künstliche Beleuchtung in ihren Räumen?


„Ich habe ein paar Flos Lampen aus den 1970er-Jahren von meinen Eltern geerbt und als ich die Masseria eröffnete, konnte ich es kaum erwarten, diese historischen Stücke aus meiner Kindheit zum Einsatz zu bringen, wie die Arco in der Haupthalle und die Parentesi in den Gästezimmern. Für mich war es so, als würde ich einen Teil von mir einfließen lassen, denn am Anfang habe ich hier gelebt, als ob es mein Zuhause wäre. Das Licht hier hatte schon immer eine sehr szenografische Wirkung. Obwohl die Umgebungen sehr schlicht sind, verändert sich das Licht so stark, dass ein und derselbe Blickwinkel sehr dramatisch, scharf, mit starken Schatten oder äußerst poetisch und stimmungsvoll wirken kann.“

Carlo Lanzini


„Flos hat die Räume der Masseria mit einer neuen zeitgemäßen Lichtintervention beleuchtet, wie etwa mit Luce Orizzontale von Ronan und Erwan Bouroullec. In den ersten Tagen beobachteten wir sie, denn da wir nicht an ihre Anwesenheit gewöhnt waren, mussten wir erst ihre Rolle im Raum verstehen. Und dann gab es einen Abend, an dem wir ein Abendessen in diesem Raum organisierten und sie schuf sofort eine neue Atmosphäre. Gleichzeitig ist sie auch extrem vielseitig, wir haben sie sowohl zur Veränderung der Raumatmosphäre als auch zum Arbeiten verwendet, und sie passt sich perfekt an verschiedene Tageszeiten und Situationen an. Man hat wirklich das Gefühl, dass dieser Ort eine Seele, eine Geschichte hat und nicht nur schön, sondern auch lebendig ist. Er besitzt seine eigene Energie, geschaffen von den wunderbaren Menschen, die hier arbeiten und die uns besuchen kommen und die Masseria jeden Tag zum Leben erwecken. Es ist, als hätte dieser Ort eine Seele, die eine starke Energie anzieht und dafür sorgt, dass sich die Dinge in die richtige Richtung bewegen – als wäre alles Teil eines großen Flusses, der von hier ausgeht.“

Carlo Lanzini