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Invisible House

Flos lamps at Casa la scala

Interview mit Rosa Bertoli

Chris und Roberta Hanley lassen uns einen Blick hinter die Kulissen des Invisible House werfen, dem unverwechselbaren Monolithen in Joshua Tree, den sie zusammen mit dem Architekten Tomas Osinski geschaffen haben. Sie sind bekannt für ihre Arbeit in Hollywood (als Produzenten von Kultfilmen wie American Psycho und The Virgin Suicides) und ihre kulturellen Wurzeln reichen tief in die Geschichte der zeitgenössischen Musik und des zeitgenössischen Films hinein. Sie sind architekturbegeistert und haben gemeinsam eine Reihe von Häusern auf der ganzen Welt errichtet. Das Invisible House in Joshua Tree liegt freitragend über den Felsen der Wüste und hat einen einzigartigen Charakter, der es im Laufe der Jahre zu einem Liebling der Popkultur gemacht hat. Wir sprechen mit Chris und Roberta über das Leben und das Licht im Haus und das Erleben der Wüste durch die Architektur. 

Wie sind Sie in Joshua Tree gelandet?


Chris Hanley: Wir haben in New York gelebt, waren im Musikgeschäft tätig und haben Musikvideos gemacht, wir haben mit Karaoke [in Amerika] begonnen, mit Andy Warhol zusammengearbeitet und Musik mit Jean Michel Basquiat gespielt. Dann hat Roberta beschlossen, dass wir in die Filmbranche gehen sollten, also sind wir in Kalifornien gelandet, wo wir American Psycho und Spring Breakers und The Virgin Suicides und viele andere Filme gedreht haben. 

Wir haben das Grundstück in Joshua Tree im Jahr 2006 gekauft. Wir sind von der Bildfläche verschwunden und haben mit Fertighäusern gespielt. Um hier auf dem Land leben zu können, hat man uns geraten, besser etwas Größeres zu planen, das der Bauordnung der Gegend entsprechen würde. Also haben wir uns entschieden, es zu versuchen. 

Können Sie uns etwas über den Entstehungsprozess des Hauses erzählen, was hat Sie inspiriert? 


CH: Als wir angefangen haben, dieses Haus zu entwerfen, wurde ich von Wolkenkratzern in New York City beeinflusst, da wir dort einen großen Teil unseres Lebens verbracht hatten. Inspiriert wurde ich von Monolithen wie dem Seagram Building von Mies van der Rohe in der Avenue of the Americas und von 2001 Space Odyssey. Ich habe einen ziemlich detaillierten Entwurf gemacht und bin dann zu einem Architekten gegangen, mit dem wir gearbeitet hatten: Tomas Osinski. Das Ganze ist wirklich einfach: ein freitragender Monolith (etwa 69 m lang und 6 m hoch) mit lichtbrechendem und reflektierendem blauen Solarcool Blue-Vitro-Glas, das seine Außenfläche bedeckt. Auf der West-, Süd- und Nordseite erstreckt sich ein etwa 30 Meter langer Pool, sodass Sie das Gefühl haben, dass Sie sich sowohl drinnen als auch draußen befinden. Manchmal kommen Tiere buchstäblich rein.

Andy Warhol hat uns immer gesagt, dass unberührtes, reines Land die beste Kunst ist, die es gibt, und das Land hier hat wirklich schöne Formen. So sollte dieses reflektierende und monolithische Objekt also neben der Landschaft stehen, sich dann aber auch darin einfügen. Wir sehen es nicht als Haus an sich: Es ist eher eine Skulptur, ein Kunstwerk, in dem man leben und schaffen kann.

Es ist interessant, dass die Inspirationen sehr urban und mit New York verbunden waren, aber das Haus steht in engem Kontakt mit der Natur. Man hat das Gefühl, als gäbe es eine echte Kommunikation zwischen dem Haus und seiner Umgebung.


CH: Wir sind es gewohnt, dass diese großen Rechtecke in urbane Gebiete passen und wirklich hoch sind. Ich denke, das Rechteck ist eine universelle Form, es war immer in meinem Kopf, aber meine Idee war es, es waagrecht zu legen und freitragend zu gestalten. Es ist also eine Nebeneinanderstellung. 

Roberta Hanley: Dies ist ein Haus für unglaublich zivilisierte Menschen, welche die Natur sehen möchten, ohne sich wirklich direkt darauf einlassen zu müssen, Denker und visuelle Menschen, die gerne schauen und dennoch vor dem Wetter geschützt sind. Es erinnert mich an das Natural History Museum [die Dioramen darin] in New York. Aber dann wagt man sich hinaus und steht im Nationalpark. Ich reite vier oder fünf Stunden lang und ich denke, es ist etwas ganz Besonderes.

Wie verändert sich das Haus im Laufe des Tages?


CH: Morgens ist es zunächst schwarz und dann kommt diese orangefarbene Ecke. Gegen Mittag ist es fast unsichtbar. Und am Ende des Tages nimmt es den Sonnenuntergang in der Ferne auf und spiegelt die Berge des Nationalparks wider, die bis zu 8 km entfernt sind. Das Haus sieht den ganzen Tag über anders aus. Und nachts gibt es nur sehr wenig künstliches Licht, also liefern die Sterne und der Mond das Licht. 


Welche Herangehensweise haben Sie bei der Innenausstattung verfolgt?


RH: Wir haben uns entschieden, dass wir nicht zu viel Möbel haben wollten, wir wollten, dass die Einrichtung zu den grauen Betonböden passt.

Flos ist gekommen und hat ein gewaltiges Lichtelement hinzugefügt. Chris hatte zwei etwa 76 und 46 Meter lange Lampen, aber ich hatte das Gefühl, es brauchte noch viel mehr als das, damit ich ein Buch lesen und ein Drehbuch schreiben kann. Also wurde es wirklich wichtig, einige Lampen hinzuzufügen, und Flos hat diesen Minimalismus, der nicht ablenkt, es Ihnen aber dennoch ermöglicht, den Raum zu genießen.

Jetzt haben wir also ein paar Lampen draußen in der Nähe der Feuerstelle, die wirklich minimal und monolithisch sind. Vorher haben wir praktisch im Dunkeln gekocht und plötzlich hatten wir Licht, was ziemlich cool war. Und auch verspielt: Wie über der Badewanne. Dort gibt es diese Lichtsymphonie, als würde man in einem New Yorker Theater am Broadway sein.


CH: Sieht aus wie ein Sternbild. Als würde man sich den Sternen nähern.

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Abgesehen davon ist das Haus sehr minimal eingerichtet.


RH: Es gibt nicht viel Schnickschnack und unnötiges Zeug, das Leute nervt und Erinnerungen wecken kann. Es dreht sich alles um das Neue und die Zukunft, im Haus geht es darum, was man als Nächstes tun kann, nicht darum, was man jetzt tut. Und ich denke, das ist das Geschenk, das wir uns selbst und anderen, die hereinkommen, machen. Die Leute sagen oft, dass sie während ihres Aufenthalts dort einen erstaunlichen Traum oder einen Geistesblitz hatten oder ihnen ein Gedanke wie einen Blitzschlag gekommen ist.


Können Sie uns etwas über Ihre Erfahrungen mit dem Haus erzählen?


RH: Es gibt nicht viele Nachbarn und alle scheinen gleichgesinnt zu sein, welche die Wüste und die Felsen anbeten. Wir haben großes Glück gehabt, es ist ein perfektes Stück Land: Es ist genau ausreichend flach, um kurze Spaziergänge machen zu können. Es gibt wirklich gute Wege, die seit Ewigkeiten von Natur aus einfach da sind. Und es ist wirklich gut für den Kopf. Wenn Sie ein Träumer sind, machen Sie jeden Tag den gleichen Spaziergang und Sie können ganz einfach luzide Tagträume erleben.

Die Umwelt ist uns wichtig, ich war schon immer Umweltschützerin. Und ich denke, dass ein Haus etwas haben muss, das es lebenswert und auch kreativ macht. Wir möchten wirklich modern sein, das heißt, das Haus soll einem etwas zurückgeben, einem am Leben halten, einen gesund machen und einem eine Umgebung bieten, die auch die geistige Gesundheit und die Gehirnfunktionen fördert.

Und Joshua Tree ist dafür perfekt: Der Ort ist völlig unbelastet. Er liegt zweieinhalb Stunden von Los Angeles entfernt und der Himmel ist absolut blau, die Wolken sind weiße Baumwollbäusche. Und das Land ist unverfälscht. Es ist einfach außergewöhnlich. 

Joshua Tree ist sehr attraktiv für kreative Köpfe: Architekten, Künstler. Wie haben Sie die Kultur in Joshua Tree erlebt?


RH: Es ist zu einer ziemlichen Gemeinschaft geworden. Wegen uns haben ein paar Freunde Häuser gekauft und die Gegend wurde langsam besiedelt.


CH: In den 90er Jahren sind wir alle nach Joshua Tree gegangen und es wurde viel Musik gespielt. Billy Gibbons, ZZ Top und PJ Harvey haben Alben direkt in Joshua Tree aufgenommen. Und so wurde es zu einem Treffpunkt für Musiker und Designer, Architekten.


RH: Man konnte kreativ sein und sein Kunststudio dort haben. Es war der Anfang dieses unglaublichen unabhängigen Geistes.

Jetzt hat Invisible House es in die Nachrichten geschafft, da Sie es verkaufen ...


CH: Wir wollten darin leben, aber dann sind so viele unserer Freunde, Schauspieler und Filmemacher, Regisseure, Produzenten ins Haus gekommen und haben es für lange Zeiträume genutzt. Alicia Keys hat es eine Weile in Anspruch genommen, um darin Musik aufzunehmen, und dann haben es alle benutzt. Und ich habe gedacht, nun, ich schätze, wir lassen die Leute es besser benutzen, sie scheinen eine Menge Spaß damit zu haben. Es ist wie wenn wir einen Film machen; irgendwann lässt man ihn in der Welt los. Und dieses Haus ist bereits losgelassen. Dieses Haus ist zu dieser Influencer-Sache geworden.


RH: Am Ende wurde das Design von Chris so sehr geliebt und es hat nicht aufgehört. Und was zählt, ist, dass es als historisch wichtiges Architekturobjekt erhalten bleibt und seine Integrität bewahrt.

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